Zerti–was?

Was sind Zertifikate?

In der Finanzwelt hört man beinahe täglich den Begriff „Zertifikate“, doch nur die  wenigsten Menschen, welche keinen finanzwirtschaftlichen Hintergrund besitzen, können mit diesem Begriff etwas anfangen. Es gibt somit nur sehr wenige, welche die Bedeutung und die Funktionen von Zertifikaten auf Anhieb erklären können. Zertifikate zählen jedoch zu den gängigsten Finanzprodukten. In der Regel werden diese sogar auf die Privatkunden bzw. Retail-Kunden abgestimmt und dienen hierbei als interessantes Geldanlageinstrument / Finanzprodukt. Bevor man jedoch in Zertifikate investiert sollte man über diese Bescheid wissen. Aus diesem Grund gelangt man zwangsläufig zu der Fragen: Was sind überhaupt Zertifikate? Wie kann man in Zertifikate investieren? Warum sollte man überhaupt in Zertifikate investieren? Welche unterschiedlichen Arten / Varianten gibt es? Wie sieht es mit dem Risiko bei einem Zertifikatinvestment aus?

Anhand dieser Homepage sollte jede Person, auch wenn diese in der Vergangenheit noch nie etwas mit Zertifikaten zu tun gehabt hat, diese Fragen einfach beantworten können. Schlussendlich stellen Zertifikate ein interessante Nische / Finanzprodukt zur Geldanlage dar.

Zertifikate Definition

Bei den Zertifikaten handelt es sich um ein verhältnismäßig recht junges Finanzprodukt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Finanzprodukten, welche ihren Ursprung meist im amerikanischen Raum besitzen,  wurde das erste Zertifikat von einer deutschen Bank begeben. Dies war ein Indexzertifikat auf den DAX, welches im Jahre 1990 von der Dresdner Bank begeben wurde.

Bei den Zertifikaten handelt es sich um ein Wertpapier, welches aufgrund seiner möglichen risikobezogen Ausgestaltung zwischen Anleihen und Optionsscheinen anzusiedeln ist. Rechtlich betrachtet stellen Zertifikate Schuldverschreibungen dar. In der Regel werden Zertifikate von Banken begeben. Wie es bei den meisten Schuldverschreibungen der Fall ist, tritt auch bei den Zertifikaten der Emittent als Gläubiger auf.

Zertifikate werden oftmals mit Derivaten in Verbindung gebracht. Dies liegt vor allem daran, dass Zertifikate meist derivative Eigenschaften aufweisen bzw. mit Derivaten viel gemeinsam haben. Mittels Zertifikaten partizipiert man an der Wertentwicklung des Underlyings. Als Underlying kann jeder erdenkliche Basiswert verwendet werden. Dies können Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder auch andere derivative Produkte sein. Zertifikate können ganz unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. Grundsätzlich sind dem Emittenten bei der Gestaltung von Zertifikaten keine Grenzen gesetzt. Aufgrund der variablen Ausgestaltungsparameter weisen Zertifikate unterschiedliche Chancen  bzw. Risiken auf. Jeder Investor muss sich vor einem Zertifikatekauf im Klaren sein, welches Ziel er verfolgen möchte und welches Risiko er eingehen will. Aufgrund dieser Parameter kann er schlussendlich das passende Zertifikat für sich selbst finden.

In der Finanzwirtschaft emittieren Banken Zertifikate vor allem für die Retail-Kunden. In der jüngsten Vergangenheit wurden Zertifikate im Privatkundengeschäft immer beliebter. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass man mittels Zertifikaten auch in Bereichen investieren kann, welche ohne diese nicht der Fall wäre, gleichzeitig kann man anhand der Zertifikatewahl auch noch das Risiko bestimmen. Zertifikate sind in der Regel auch auf das Privatkundensegment zugeschnitten. Zertifikate eigenen sich auch, wenn man bestimmte Tradingstrategien verfolgt. Eine ganze Reihe von den Tradingstrategien bauen auf Zertifikaten auf.

Vorteile von Zertifikaten

Zertifikate bieten für den Investor eine ganze Reihe von Vorteilen. Banken emittieren Zertifikate vor allem für Privatkunden, da sie dadurch den Kunden die Möglichkeiten bieten an unterschiedlichsten Märkten, auch jenen welche schwierig zugänglich sind bzw. großes Know How erfordern, mit einer zuvor klar bestimmten Chancen- sowie Risikobeschränkung partizipieren zu können. Bei den Zertifikaten handelt es sich um variable Finanzprodukte welche sich vor allem anhand ihrer hohen Innovationskraft auszeichnen. Es gibt unzählige Ausgestaltungsmerkmale bei Zertifikaten bzw. Zertifikattypen –arten. Anleger können mittels eines Zertifikatinvestments ein bestimmtes Anlageziel bestmöglich verfolgen. Bei der Auswahl des Basiswertes und der Strategie sind dem Emittenten in der Regel keine Grenzen gesetzt.

Aufgrund der variablen Ausgestaltungsparameter, welche jedoch vor der Emission klar bestimmt werden müssen, eignen sich Zertifikate ideal als Diversifikationsinstrument für jedes Depot. Zertifikate sind vielseitig einsetzbar. Gleichzeitig kann man mit diesen die möglichen Renditechancen bzw. damit natürlich auch das Risiko begrenzen.

Betrachtet man Zertifikate von einer anderen Sichtweise, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass diese eigentlich gleich wie eine Tradingstrategie aufgebaut werden. Privatinvestoren können mit dem Kauf eines Zertifikates somit einfache Tradingstrategien verfolgen. Man kann hierbei alles wählen – Strategie (Zertifikattyp), Underlying (Basiswert), Chancen und Risiko (Ausgestaltungsparameter). Der Privatinvestor kann somit anhand eines Zertifikatkaufes seine eigene Tradingstrategie verfolgen, ohne über das notwendige Know How, z.B. Optionshandel, Risikobegrenzungen beim Trading, Absicherungskomponeten …, verfügen zu müssen.

Ein weiterer Vorteil von Zertifikaten ist, dass diese in der Regel jederzeit gehandelt werden können. Das bedeutet das auch bei Zertifikaten eine regelmäßige Kurseinspielung stattfinden, zu welcher der Investor kaufen / verkaufen kann. In der Regel werden Geld- und Briefkurse vom Emittenten fortlaufend gestellt.

Wie zuvor beschrieben bieten Zertifikate eine ganze Reihe von Vorteilen. Kurz muss man jedoch auch die Risikoseite betrachten. Die größte Gefahr bei Zertifikaten stellt sicherlich das Emittentenrisiko dar. Rechtlich sind Zertifikate mit Schuldverschreibungen gleichzusetzen. Das bedeutet, dass der Investor auf die Bonität des Emittenten angewiesen ist.

Risiken bei Zertifikaten

Wie bei allen Finanzprodukten besitzen auch Zertifikate gewisse Risiken. Grundsätzlich sollt jeder Investor, vor einem Zertifikatinvestment, über diese Risiken Bescheid wissen.

Das wahrscheinlich geringste Risiko liegt im möglichen Verlustrisiko des Zertifikates. Hierbei geht es vor allem ums „Kursrisiko“. Entwickelt der Basiswert in die falsche Richtung führt dies in der Regel zu Verlusten. Die Höhe des Verlustes ist wiederrum von der Ausgestaltung des Zertifikates (Chancen- Risikoverhältnis) abhängig. Dieses Risiko ist jedoch in der Regel keine wirkliche Gefahr für den Investor, da er sich bewusst sein muss dass dies der Fall sein kann. Bevor man in ein Zertifikat investiert ist dieses Risiko bereits eindeutig zu erkennen bzw. der Investor weiß Bescheid, wie hoch seine möglichen Verluste sein können. Die Verlusthöhe kann hierbei bis zu einem Totalverlust gehen.

Das größte Risiko bei den Zertifikaten ist sicherlich das Emittentenrisiko. Rechtlich betrachtet handelt es sich bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen. Das bedeutet, dass der Emittent gleichzeitig der Gläubiger ist. Schlittert der Emittent in die Zahlungsunfähigkeit kann er seine Schuldverschreibungen nicht mehr bedienen. Dies bedeutet, dass das Zertifikat wertlos wird / verfällt. In der Vergangenheit wurde dieses Risiko in der Regel stark vernachlässigt. Doch seit dem Jahr 2008 ist es wieder aktueller denn je. Lehmann Brothers war ein großer Zertifikateemittent – aufgrund dessen Zahlungsunfähigkeit bzw. Konkurses wurde ein Großteil / beinahe alle Zertifikate welche von dieser Bank begeben wurden wertlos. Hier liegt somit das größte Risiko. Im Gegensatz zu anderen Finanzprodukten stellen Zertifikate kein Sondervermögen dar, sondern sind maßgeblich von der Bonität des Emittenten abhängig.

Ein weiterer oftmals anzutreffender Kritikpunkt liegt in der Transparenz der Zertifikate. Im Bezug auf die Transparenz der Preisbildung gibt es während der Zertifikatlaufzeit keine klar definierten Regeln. Anleger können die Wertentwicklung somit nur schwierig verfolgen. Aufgrund dieser Tatsache sollte man Zertifikate vorwiegend mit der Absicht diese auch bis zur Endfälligkeit zu behalten kaufen.

Zertifikatarten

Partizipationszertifikate

Partizipationszertifikate stellen die am häufigsten anzutreffenden Zertifikatart dar. Der große Vorteil von Partizipationszertifikaten liegt darin, dass man mittels ihnen einfach in beinahe jeden erdenklichen Basiswert investieren kann. Oftmals stellen Partizipationszertifikate sogar die kostengünstigste Variante eines Investments dar. Will man in einen Index investieren, ist es in der Regel wesentlich günstiger ein Partizipationszertifikat bzw. genauer ein Indexzertifikat zu kaufen als wie die einzelnen Titel des Indexes. Man erspart sich somit die Berechnung der Indexzusammenstellung sowie den Kauf der jeweiligen Einzeltitel.

Partizipationszertifikate eignen sich auch noch bei Finanzwerten bzw. Basiswerten in welche man physisch gar nicht, z.B. Rohstoffe wie Kupfer, Öl, Nahrungsmittel (hohe Lagerkosten, Transport oder Versicherungskosten) oder nur unter gewissen anderen Auflagen, z.B. Silber – Mehrwertsteuer, investieren kann. Mittels Zertifikaten kann man einfach an deren Preisentwicklung partizipieren, ohne sich Gedanken über deren Aufbewahrung, uvm. … machen zu müssen. Neben den Rohstoffen gibt es auch noch andere Finanztitel welche nur sehr schwer handelbar sind, z.B. exotische Finanzprodukte / Werte. Hier kann man in der Regel ebenfalls mittels Zertifikaten am Basiswert partizipieren. Bei der Ausgestaltung der Zertifikate sind den Emittenten grundsätzlich keine Einschränkungen gegeben.

Zu den am häufigsten anzutreffenden Partizipationszertifikaten zählen vor allem Index- und Basket Zertifikate. Wie bereits kurz beschrieben kann man mittels Index Zertifikaten direkt an einen Index (z.B. DAX, ATX oder andere beliebige Indizes) partizipieren. Das umständliche Kaufen von Einzeltitel fällt hierbei weg. Bei den Basket-Zertifikaten handelt es sich um einen Verwanden der Indexzertifikate. Im Gegensatz dazu stellt in der Regel nicht ein Index sondern vielmehr eine Anlagegruppe, bzw. wie die Bezeichnung bereits erahnen lässt „ein Korb von Wertpapieren“ den Basiswert / die Basiswerte dar. Anhand von Basket Zertifikaten kann direkt in bestimmte Marktsegmente bzw. teilweise in Marktnischen investiert werden, ohne sich dabei Gedanken über die Zusammenstellung machen zu müssen. Dies können zum Beispiel Energie-Baskets, Immobilien-Baskets, Rohstoff-Basket, oder jede andere erdenkliche Zusammenstellung sein. Wie die bestimmten Baskets zusammengestellt sind, welche Gewichtung besteht sowie welches Ziele diese verfolgen ist aus dem jeweiligen Zertifikateprospekt / Zertifikatebeschreibung ersichtlich.

Indexzertifikate

Indexzertifikate stellen die wahrscheinlich am häufigsten anzutreffende Zertifikatart dar. Indexzertifikate zählen zu der Gruppe der Partizipationszertifikate. Der Hauptaugenmerk von Partizipationszertifikaten liegt darin, dass man kostengünstig, einfach und flexibel in einen Basiswert investieren kann.

Bei den Indexzertifikaten stellt ein Index den Basiswert dar. Hierbei kann jeder erdenkliche Index herangezogen werden. Man kann somit in Indexzertifikate auf Wertpapierindizes, Immobilienindizes, Rohstoffindizes, Rentenindizes uvm. investieren. Bei den Indexzertifikaten handelt es sich in der Regel um die einfachste und kostengünstige Variante wie man an einen bestimmten Index partizipieren kann. Würde es keine Indexzertifikate geben, so müsste man sich den Index selbst zusammenstellen bzw. zusammenkaufen. Anhand von Indexzertifikaten erspart man sich hierbei die Berechnungen und den Kauf der Einzeltitel. Zeitgleich ist dies natürlich auch mit Kosteneinsparungen verbunden.

Wenn man in Indexzertifikate investieren will muss man zuvor noch einige Faktoren beachten. Man sollte sich zuerst erkundigen ob der Basiswert ein Kurs- oder Performanceindex ist. Der Unterschied liegt darin, dass beim Performanceindex die Dividendenzahlungen im Kurs des Indexes somit im Basiswert des Zertifikates mit einbezogen sind. Bei einem Kursindex ist dies hingegen nicht der Fall. Je nach Indexart und der Höhe der Dividendenzahlungen kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Performance des Zertifikates haben.

Meist werden die Indizes in verschiedenen Währungen gehandelt. Notiert der Index nicht in der Lokalwährung ist man hierbei anhand eines Indexzertifikates ebenfalls dem Währungsrisiko, welches sich aus dem Basiswert ergibt, ausgesetzt.

Das wahrscheinlich größte Risiko bei Indexzertifikaten stellt das Emittentenrisiko dar. Rechtlich betrachtet handelt es sich bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen. Dies bedeutet, dass sie kein Sondervermögen darstellen sondern von der Bonität des Emittenten abhängig sind. Eine alternative zu den Indexzertifikaten sind Indexfonds. Durch ein Investment in einen Indexfonds kann man das Emittentenrisiko eliminieren, gleichzeitig sind die Kosten eines Investments in einen Indexfonds jedoch höher als jene welche bei einem Indexzertifikat anfallen. Bei Indexfonds gibt es meist Aufgabeaufschläge und je nach Fonds unterschiedliche Verwaltungsgebühren. Jeder Investor muss hierbei selbst entscheiden, welche Variante er als sinnvoll betrachtet.

Bonuszertifikate

Bei einem Bonuszertifikat handelt es sich um eine Zertifikatart, welche im Gegensatz zu Partizipationszertifikaten, ein bisschen komplexer ist. Die wesentlichen Bestandteile eines Bonuszertifikates sind einmal die Barriere, der Bonus bzw. Bonusniveau. Die Barriere stellt die Risikogrenze bzw. das Sicherheitslevel dar. Auf der anderen Seite stellt das Bonusniveau das Level dar bei welchem der Investor nach oben hin direkt am Basiswert partizipiert. Die Gewinnchancen nach oben hin sind somit nicht begrenzt.

Die Vorteile eines Bonuszertifikats liegen somit darin, dass man über einen Sicherheitspuffer verfügt, auf der anderen Seite sin die Renditechancen jedoch nicht begrenzt. Vor allem wenn der Basiswert seitwärts läuft oder sogar fällt, hierbei jedoch nicht die Barriere erreicht, können Investoren eine überdurchschnittliche Rendite mit dem Zertifikat gegenüber dem Basiswert erzielen. Die größte Gefahr bei einem Bonuszertifikat liegt darin, dass die Barriere bzw. das Sicherheitslevel unterschritten wird. In diesem Fall erhält man am Ende der Laufzeit den Basiswert bzw. den Wert des Basiswertes.

Die Funktionsweise eines Bonus Zertifikates ist am einfachsten anhand eines Beispiels erklärbar:

Bonuszertifikat auf Basiswert X, aktueller Kurs 100, Sicherheitslevel 20, Bonus 15.

3 Fälle:

Fall A: Der Basiswert notiert am Ende der Laufzeit bei 85. Während der Laufzeit hat er das Sicherheitsniveau /-level (100-20 = 80) nicht erreicht bzw. unterschritten. Der Investor erhält somit seinen Einsatz zurück 100 + den Bonus 15 = 115.

Fall B: Der Basiswert notiert bei 90 hat aber während der Laufzeit das Sicherheitslevel unterschritten. Aufgrund der Unterschreitung des Sicherheitslevels ist der Bonus verfallen. Das bedeutet, dass der Investor am Ende der Laufzeit den Wert des Basiswerts ausbezahlt bekommt; somit 90.

Fall C: Der Basiswert notiert bei 125. Während der Laufzeit wurde das Sicherheitslevel nicht unterschritten. Der Kurs liegt zusätzlich über der Bonushöhe. Der Anleger partizipiert hierbei jedoch ein zu eins anhand der Entwicklung; somit bekommt er am Laufzeitende die 125 ausbezahlt.

Reverse Bonuszertifikate

Bei den Reverse Bonuszertifikaten handelt es sich lediglich um umgekehrte Bonuszertifikate. Der Investor spekuliert hierbei auf fallende Kurse. Im Gegensatz zu den Bonuszertifkaten liegt das Sicherheitslevel somit über dem Basiswert.

Reverse Bonuszertifikate eignen sich zur Spekulation sowie auch zur Risikoabsicherung von bestimmten Basiswerten.

Wenn man den Sinn eines Bonuszertifikates verstanden hat, versteht man auch die Reverse Bonuszertifikate. Dabei handelt es sich lediglich um gespiegelte Bonuszertifikate.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll sich zuerst das Verständnis von Bonuszertifkaten anzueignen:

Die wesentlichen Bestandteile eines Bonuszertifikates sind einmal die Barriere, der Bonus bzw. Bonusniveau. Die Barriere stellt die Risikogrenze bzw. das Sicherheitslevel dar. Auf der anderen Seite stellt das Bonusniveau das Level dar bei welchem der Investor nach oben hin direkt am Basiswert partizipiert. Die Gewinnchancen nach oben hin sind somit nicht begrenzt.

Die Vorteile eines Bonuszertifikats liegen somit darin, dass man über einen Sicherheitspuffer verfügt, auf der anderen Seite sin die Renditechancen jedoch nicht begrenzt. Vor allem wenn der Basiswert seitwärts läuft oder sogar fällt, hierbei jedoch nicht die Barriere erreicht, können Investoren eine überdurchschnittliche Rendite mit dem Zertifikat gegenüber dem Basiswert erzielen. Die größte Gefahr bei einem Bonuszertifikat liegt darin, dass die Barriere bzw. das Sicherheitslevel unterschritten wird. In diesem Fall erhält man am Ende der Laufzeit den Basiswert bzw. den Wert des Basiswertes.

Die Funktionsweise eines Bonus Zertifikates ist am einfachsten anhand eines Beispiels erklärbar:

Bonuszertifikat auf Basiswert X, aktueller Kurs 100, Sicherheitslevel 20, Bonus 15.

3 Fälle:

Fall A: Der Basiswert notiert am Ende der Laufzeit bei 85. Während der Laufzeit hat er das Sicherheitsniveau /-level (100-20 = 80) nicht erreicht bzw. unterschritten. Der Investor erhält somit seinen Einsatz zurück 100 + den Bonus 15 = 115.

Fall B: Der Basiswert notiert bei 90 hat aber während der Laufzeit das Sicherheitslevel unterschritten. Aufgrund der Unterschreitung des Sicherheitslevels ist der Bonus verfallen. Das bedeutet, dass der Investor am Ende der Laufzeit den Wert des Basiswerts ausbezahlt bekommt; somit 90.

Fall C: Der Basiswert notiert bei 125. Während der Laufzeit wurde das Sicherheitslevel nicht unterschritten. Der Kurs liegt zusätzlich über der Bonushöhe. Der Anleger partizipiert hierbei jedoch ein zu eins anhand der Entwicklung; somit bekommt er am Laufzeitende die 125 ausbezahlt.

Discountzertifikate

Die Discountzertifikate zählen zu den beliebtesten Zertifikatarten. Die Grundidee von Discountzertifkaten liegt in der Risikobeschränkung. Anhand von Discountzertifikaten kann man sogar bei seitwärts laufenden oder leicht sinkenden Kursen überproportionale Renditen erzielen. Gleichzeitig ist die maximale Rendite jedoch begrenzt. Optionsmäßig ausgedrückt besteht einer Kauf und Verkaufsoption (long und short position). Werden anhand des Discountzertifikates auf steigende Kurse gewettet ist der Basispreis der Verkaufsoption höher als die der Kaufoption.

Die Funktion eines Discountzertifikates ist am einfachsten anhand eines Beispiels erklärbar:

Aktie A, Basispreis = aktueller Preis = 100, Kaufpreis der Discountzertifikates = 90, Cap = 110

Der Kaufpreis des Discountzertifikates liegt unter dem aktuellen Wert des Basispreises, da im Hintergrund der Gewinn begrenzt ist. Bei der Entwicklung des Basiswertes können jetzt zwei Fälle eintreten:

  1. Der Basispreis ist zum Ende Der Zertifikatslaufzeit unter 110, z.B. a) bei 85, b) bei 95 c) bei 110
  1. Der Investor hat 95 investiert und erhält nur mehr 85 – im Gegensatz zum Basiswert hätte er hierbei jedoch weniger Verlust gemacht; hier nur -10, sonst Basiswert (100-85 = 15)
  2. Der Investor erhält gleichviel zurück als er investiert hat. Hierbei hat er keinen Gewinn, jedoch auch keinen Verlust erlitten. Hätte er hingegen nur in den Basiswert investiert, hätte er einen Verlust in der Höhe von -5 (100-95) gemacht.
  3. Der Basiswert notiert bei 110. Der Investor erhält die 110 und erzielt somit 110-95 = 15 an Gewinn. Hätte er in den Basiswert investiert so hätte er nur einen Gewinn von 10 erzielt (110-100)
  4. Der Basiswert notiert über dem Cap. a) bei 115, b) bei 140
  5. Der Investor erhält hierbei lediglich die 110 und nicht die 115, da der maximale Gewinn mit der Höhe des Caps begrenzt ist. Somit erzielt der Investor hierbei einen Gewinn von 110-95 = 15. Hätte er hierbei in den Basiswert investiert hätte er ebenfalls genau denselben Gewinn erzielt obwohl die Auszahlung 115 beträgt = 115-100 = 15

Notiert der Basiswert über der Höhe des Caps erhält der Investor lediglich die  Höhe des Caps. Der maximale Gewinn ist bei Discountzertifikaten mittels der Cap-Höhe begrenzt. In diesem Fall würde der Investor lediglich die 110-95= 15 erhalten. Hätte er hingegen in den Basiswert investiert, wäre der Gewinn wesentlich höher: 140-100 = 40.

Knock Out Zertifikate

Knock out Zertifikate sind dem Bereich der Hebelzertifikate hinzuzurechnen. Im Gegensatz zu den anderen Zertifikatarten sind das Risiko sowie die dadurch verbundenen Chancen wesentlich höher. Knock out Zertifikate werden vor allem zur Spekulation eingesetzt. Meist sind diese mit einem relativ hohen Hebel versehen, sodass das Verlustrisiko auch sehr groß ist.

Vor allem bei kurzfristigen Investments / Spekulationen, wo man mittels eines geringen Geldeinsatzes möglichst hohe Summen bewegen will, wird gerne auf Knock-Out Zertifikate zurückgegriffen.

Grundsätzlich kann man Knock out Zertifikate mit Optionsscheinen vergleichen. Der Ablauf ist beinahe ident. Der größte Unterschied liegt hierbei jedoch im Verfall des jeweiligen Finanzproduktes. Optionsscheine werden erst nach Ablauf der Laufzeit, wenn sie unter dem zuvor klar definierten Basispreis notieren für wertlos erklärt. So kann ein Optionsschein eine lange Zeit aus dem Geld notieren und im letzten Moment steigt der Kurs des Basiswertes noch einmal rapide an, sodass er am Verfallstag im Geld ist und dadurch eine Auszahlung anfällt.

Bei Knock-Out Zertifikaten ist dies nicht der Fall. Wird die Barriere / Knock Out Schwelle einmal erreicht verfällt das Zertifikat. Je nach Ausgestaltung des Knock-Out Zertifikates kann es einen Stop-Lose besitzen, wodurch der Investor noch einen kleinen Teil seines Einsatzes zurück erhält, oder auch vollkommen wertlos werden.

Da bei Knock-Out Zertifikaten die Gefahr somit auch unter der Laufzeit immens ist, ist deren Hebel bezogen auf den Einsatz somit höher als jener eines vergleichbaren Optionsscheines.

Zu reinen Knock-Out Zertifikaten ist zu sagen, dass diese in der Regel von unerfahrenen Anlegern unbedingt gemieden werden sollten. Vielfach vermeiden sogar erfahrene Anleger dieses Zertifikatsegment, da man dieses beinahe mit einem Glückspiel vergleichen kann. Auf der anderen Seite, sofern die Investments auf einer fundierten Strategie sowie gezielten Ein- sowie Ausstiegsmarken erfolgen, können Knock-Out Zertifikate ein erfolgreiches Instrument für Spekulanten darstellen. In der Regel gewinnen bei den Knock-Out Zertifikaten jedoch meistens die Emittenten bzw. die Banken. Nur sehr wenige Investoren können mit solch Zertifikaten fortlaufend hohe Gewinne erzielen. Für Privatinvestoren ist von solch Zertifikaten abzuraten, da diese sich meist über die immensen Risiken nicht bewusst sind.

Sprintzertifikate

Sprintzertifikate, welche oftmals auch als Bandbreitenzertifikate, Double-Chance oder Impact Zertifikate bezeichnet werden, stellen eine ganz besondere Zertifikateart dar. Obwohl die meisten Zertifikate für Privatinvestoren bzw. Retail-Kunden ausgelegt sind, wissen nur die wenigsten über Sprintzertifikate Bescheid. Im Hintergrund handelt es sich bei den Sprintzertifikaten um eine komplexe Optionsstrategie. Der wahrscheinlich größte Vorteil dieser Optionsstrategie liegt darin, dass das Verlustrisiko mit dem Wert des Basispreises begrenzt ist. Gleichzeitig kann man mit einem Sprintzertifikat innerhalb einer klar festgelegten Kursspanne überproportional an der Veränderung des Basiswertes partizipieren. Somit ist ein Sprintzertifikat dem Hebelzertifikat ähnlich. Der Vorteil eines Sprintzertifikates liegt jedoch in der „automatischen“ Verlustbegrenzung bzw. der Verlustbegrenzung mit dem Preis des Basiswertes. Auf der anderen Seite besitzt ein Sprintzertifikat jedoch auch ein Cap. Das bedeutet, dass durch das Cap der mögliche Gewinn ebenfalls begrenzt ist. Wenn man ganz einfach überlegt stellt man schnell fest, dass durch das Cap (Verkaufsoption) gleichzeitig die Verlustbegrenzung finanziert wird. Der Vorteil einer Verlustbegrenzung hebt somit den Nachteil der Gewinnbegrenzung auf.

Am Laufzeitende kann ein Sprintzertifikat unterschiedlich ausbezahlt werden. Hierbei ist es besonders wichtig die genauen Zertifikatbedingungen durchzulesen. So erhält man üblicherweise, wenn sich der Kurs innerhalb der Bandbreite bewegt hat, den gehebelten Kurswert. Umgekehrt, wenn der Kurs unterhalb der Bandbreite notiert lediglich den Kurswert des Basispreises und als dritte Variante den maximalen Cap-Preis. Die Rendite ermittelt sich hierbei aus der Differenz des Einstiegskurses und Cap-Preis und Multiplikation mit dem jeweiligen Hebel.

Wie man aus der Beschreibung erahnen kann, handelt es sich bei den Sprintzertifkaten um komplexe Zertifikate. Trotz der Verlustbegrenzung sind sie somit eher den erfahrenen Investoren vorbehalten.

Protector Zertifikate

Protector Zertifikate, welche oftmals auch als Airbag Zertifikate bezeichnet werden, sind in ihrer Ausgestaltung ziemlich ident mit den Bonuszertifikaten. Der große Unterschied liegt darin, dass beim Protector Zertifikat erst am Ende der Laufzeit richtig abgerechnet wird und kein Bonus vorhanden ist.

Wie die Bezeichnung bereits erahnen lässt, besitzt der Investor bei einem Protector Zertifikat einen gewissen Sicherheitspuffer. Befindet sich das Zertifikat am Ende der Laufzeit unter dem Ausgabepreis, jedoch über diesem Puffer, erhält der Investor seinen Einsatz zurück. Hierbei ist es egal ob der Kurs während der Laufzeit unter die Sicherheitsbarriere gefallen ist.

Steigt der Kurs hingegen, nimmt der Investor an dieser Performance teil. Die Gewinnchancen nach oben sind somit nicht begrenzt. Auch wenn sie durch die „Kosten“ des Airgabs in der Regel ein bisschen geringer als herkömmlich ausfallen.

Im Gegensatz zu einem Direktinvestment weist ein Protector Zertifikat einige Vorteile auf. Am einfachsten sind deren Vorteile anhand eines Beispiels erklärbar:

Beispiel: Basispreis 100, Ausgabepreis Protector Zertifikat = 100, Sicherheitspuffer: 90, Partizipationsrate= 0,9

Fall a) Preis Ende der Laufzeit: 91. Der Investor erhält hierbei seinen vollen Einsatz = 100 zurück, obwohl der Basispreis in die Verlustzone gerutscht ist. Gleichzeitig ist es hierbei egal, ob der Basispreis während der Laufzeit unter dieser Barriere tendiert hat. Entscheidend ist hierbei nur der Fälligkeitstag. Hätte der Investor hierbei in den Basiswert investiert, so hätte er einen Verlust von -9 realisieren müssen. Anhand des Protector Zertifikates hat er keinen Verlust, jedoch auch keinen Gewinn erzielt.

Fall b) Preis Ende der Laufzeit 80. Der Preis notiert hierbei unter dem Basispreis. Das bedeutet, dass der Investor hierbei den Wert des Basispreises zurück erhält – der Verlust wird hingegen bei Protector Zertifikaten abgemildert. Am Ende der Laufzeit würde der Investor somit ca. 84 zurück erhalten – dies entspricht somit einen Verlust von – 16. Hätte er hingegen in den reinen Basiswert investiert, würde der Verlust – 20 betragen.

Fall c) Preis Ende der Laufzeit 130. Der Preis ist oberhalb des festgelegten Basispreises. Der Investor partizipiert hierbei mit dem Protector Zertifikat auch an den Gewinnen. Aufgrund der Partizipationsrate, in unserem Fall 0,9, jedoch nicht ganz so als wie dies bei einem Investment in den Basiswert der Fall wäre. Hier würde der Investor (130-100)*0,9 = 27 an Gewinn erzielen. Hätte er hingegen lediglich in den Basiswert investiert, würde der Gewinn 130-100 = 30 betragen.

Garantiezertifikate

Garantiezertifikate eignen sich vor allem für risikoaverse Investoren. Anhand eines Garantiezertifikates erhält man garantiert den Kapitaleinsatz zurück. Somit ist eigentlich kein Verlustrisiko geben. Die Absicherung ist jedoch nicht kostenlos. Die Spesen werden hierbei nicht direkt verrechnet, sondern vielmehr spiegeln sie sich in der Renditechance nieder. Die Renditechance bei Garantiezertifikaten ist meist sehr gering.

Mit Garantiezertifikaten kann man in unterschiedliche Basiswerte investieren. Das können zum Beispiel einzelne Aktien, bestimmte Aktien-Baskets oder auch Indizes sein. Durch die Kosten der Absicherung nimmt man hierbei jedoch nur in einem sehr begrenzten Ausmaß an der positiven Entwicklung des dazugehörigen Basiswertes teil. Meist beträgt die Partizipation ca. 20-70 Prozent der wirklichen Preissteigerung des Basiswertes.

Garantiezertifikate sind jedoch nicht risikolos. Das häufigste Risiko welches bei Garantiezertifikaten anzutreffen ist, dass man einfach keine Rendite erzielt bzw. am Ende der Laufzeit lediglich das eingesetzte Kapital zurück erhält. Meist sind haben Garantiezertifikate eine längere Laufzeit > 5 Jahre. Real hätte man somit in dieser Zeit einen Verlust erzielt.

Ein ebenso bedeutendes Risiko stellt das Emittentenrisiko dar. Wie bei allen Zertifikaten handelt es sich auch bei den Garantiezertifikaten um Schuldverschreibungen. Rechtlich stellen diese somit kein Sondervermögen dar, sondern sind von der Bonität des Emittenten abhängig. Auch wenn man glaubt, dass man mit einem Garantiezertifikat niemals einen Verlust erzielen kann, muss man sich über das Emittentenrisiko bewusst sein. Im schlimmsten Falle kann man auch mit einem Garantiezertifikat einen Totalverlust erleiden.

Je nach Risikotyp können Garantiezertifikate jedoch eine sinnvolle Ergänzung im Depot darstellen. Weiß man über deren Besonderheit, sowie den geringeren Ertragschancen und das Emittentenrisiko Bescheid, zählen Garantiezertifikate sicherlich zu den risikoärmeren Anlageformen.

Outperformance Zertifikate

Outperformance Zertifikate zählen zu den gängigsten Zertifikatformen. Sie sind beinahe so ähnlich wie Hebelzertifikate, jedoch mit dem großen Vorteil, dass die Verluste mit maximal dem Kurs des Basiswertes begrenzt sind.

Outperformance Zertifikate können wie alle Zertifikate auf alle erdenklichen Basiswerte abgeschlossen werden. Üblicherweise sind dies hierbei jedoch Aktien, Rohstoffe oder Indizes. Outperformance Zertifikate eignen sich für risikobewusste Anleger, welche verhältnismäßig überproportional am Gewinn, jedoch nur gering am Verlust teilnehmen wollen.

Um dies zu verstehen muss man die zugrundeliegenden Derivate betrachten. Grundsätzlich besteht ein Outperformance Zertifikat aus zwei Call Optionen. Einmal ist dabei der Basispreis Null und einmal entspricht dieser dem Basispreis der in den Zertifikatbedingungen festgelegt wurde; dieser wird hierbei als Schwelle bezeichnet. Steigt der Basispreis hierbei über die Schwelle erzielt der Investor einen überproportionalen Gewinn. Das Ausmaß ist hierbei von der Partizipationsrate abhängig.  In der Regel wird die zweite Call-Option durch die Dividendenzahlungen, welche vom Basiswert, sofern eine zu erfolgen hätte bezahlt. Ist keine Dividendenzahlung zu erwarten ist der Zertifikatspreis bei der Ausgabe ein bisschen höher als die Gewinnschwelle.

Wie die Performance eines Outperformance Zertifikates aussehen kann, ist am einfachsten anhand eines Beispiels erklärbar:

Beispiel: Basispreis 100, keine Dividendenzahlung, Kaufpreis Zertifikat = 103, Partizipationsrate = 120%

Fall a) der Basispreis entwickelt sich gegen den Investor. Am Laufzeitende beträgt er lediglich 70. Da die Verluste bei Outperformance Zertifikaten mit den Basispreis begrenzt sind verliert der Investor hier 103-70 = 33. Hätte er hingegen nur in den Basiswert investiert wäre der Verlust geringer 100-70 = 30.

Fall b) der Basispreis entwickelt sich wie erwartet. Am Ende der Laufzeit ist der Basispreis auf 150 gestiegen. Somit ergibt sich für den Anleger ein Gewinn von (150-100 = 50 * Partizipationsrate (1,2) = 60 – 3 (Basispreis 100; Ausgabepreis 103) = 57. Er erhält 157 zurück. Hätte er hingegen direkt in den Basiswert investiert würde er nur einen Gewinn von 150-100 = 50 erzielen.

Je nach Risiko kann man den Hebel wählen. Desto höher die Hebelwirkung ist, desto höher werden auch zu zusätzlich Kosten zu Beginn (Aufschlag auf den Ausgabepreis (Basispreis)) sein. Im Endeffekt müssen die Kosten für den zweiten Optionsschein verdient werden.